Auf zum Wärschtlamo
Traditionsreiche Imbiss-Besonderheit in der Stadt Hof
Auf zum Wärschtlamoo
Es gibt ihn aktiv auf der Straße, aber auch als Denkmal
(Nürnberger Zeitung, 26. Mai 2001)
Sie bildeten Jahrzehnte lang ein besonderes Wahrzeichen der oberfränkisch-vogtländischen Saalestadt Hof: die Wärschtlamänner. Was anderswo, etwa in Thüringen oder im Nürnberger Land, die Bratwürste bedeuten mögen, sind für Hofer schlicht und einfach die "Wärschtla", wobei eigentlich Wiener gemeint sind. Später erweiterte sich das Angebot um Knacker sowie Bauern- und Weißwürste und diese vier Sorten hielt der Wärschtlamoo in seinem kleinen mit Holzkohle befeuerten Messingkessel auf der Straße bereit. Daneben stand, meist auf einem Kistchen, der obligatorische Breedlakorb. Der Wärschtlamoo trug außerdem zünftige Kleidung: lange weiße Schürze, Lederjacke und Mütze. So ehrte die Stadt Hof bereits vor vielen Jahren ihr lebendiges Wahrzeichen mit einem kleinen Denkmal am Sonneplatz neben der Marienkirche. Wärschtlamänner hatten zwar ihre Stammplätze in der Stadt, doch bot das wenige "Drumherum" beste Voraussetzungen für kundenfreundliche Beweglichkeit. Durch die rasante Zunahme der Imbissbuden mit ihrer weit größeren Angebotspalette schien die Zukunft der Wärschtlamänner ernsthaft gefährdet. Dazu kamen restriktive Lebensmittelgesetze, die einen "offenen" Verkauf der Wurstwaren ohne Trennwand zum Kunden nicht mehr erlaubten. Nur wegen der langen Tradition der Hofer Wärschtlamänner konnte für die Saalestadt eine Ausnahmeregelung erreicht werden. In den 80er Jahren war die Zahl der Wärschtlamänner zeitweise auf drei gesunken. Doch scheint hier eine Stabilisierung eingetreten zu sein, denn es gibt wieder sechs Wärschtlamänner in Hof. Sicher hängt deren Flair auch mit vom unmittelbaren Kundenkontakt in Augenhöhe ab nicht durch eine Theke getrennt, die oft auch noch erhöht ist und ein Hinaufblicken des Kunden zum Verkäufer erfordert. Obwohl die Menge der in meiner neunjährigen Gymnasialzeit vertilgten Wärschtla durchaus nach Tausenden zu zählen ist, kann ichs bis heute nicht lassen: Ein Besuch Hofs ohne Wärschtla ist für mich unvollständig. Und wenn ich die Wärschtla auch noch bei einem richtigen Wärschtlamoo bekomme, wird an diesem Tag wohl nichts mehr schief gehen.
von Ulrich Rockelmann